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Keller & Schönwälder: Long Distances (Review)
Artist: | Keller & Schönwälder |
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Album: | Long Distances |
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Medium: | CD | |
Stil: | Electronica |
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Label: | Manikin Records | |
Spieldauer: | 74:57 | |
Erschienen: | 07.10.2011 | |
Website: | [Link] |
Im Zentrum des neuen KELLER & SCHÖNWÄLDER-Albums steht nicht, wie zu erwarten, der fast halbstündige Titeltrack, sondern eine 41-minütige Meditation über Fritz Langs „Metropolis“. Die auf CD gebannte Quintessenz einer längeren Aufführung. Dabei gelingt es den beiden Musikern perfekt, das Kalte, Mechanische in einen fließenden Strom einzubetten, der sowohl das Gleichmaß einer entmenschlichten Arbeitswelt, mit der Sehnsucht nach Harmonie und Ausgeglichenheit verbindet. Dramatische Überhöhungen vermeiden KELLER & SCHÖNWÄLDER wohlüberlegt; sie bleiben den Klangwelten der Berliner Schule verhaftet. „Long Distances“ klingt wie ein naher Verwandter von KLAUS SCHULZEs „Mirage“. War dieses Album das musikalische Äquivalent zu einem zugefrorenen See in versteinerter Landschaft, so bricht auf „Long Distances“ das Eis langsam. Partiell eingesetzte Klavierläufe unterstützen den Charakter einer musikalischen Reise, die nach Wärme strebt.
Neben GIORGIO MORODERs knalliger und aufdringlicher Disco-Bearbeitung des Langschen Klassikers, wäre die Vorführung zu KELLER & SCHÖNWÄLDERs Klängen ein glatter Gegenentwurf. Sie entschleunigen die teilweise hektischen Bilderfluten Langs und betonen gerade dadurch ihre immer noch vorhandene Aktualität. Zwar hat die fortschreitende Mechanisierung der Arbeitswelt ihre handwerklichen Sklaven gewaltig dezimiert, aber die Unmenschlichkeit rein profitorientierten Strebens in einer technokratisierten Welt fordert mehr Opfer als je zuvor. Da reicht nicht mehr der fromme und von jeher naive Wunsch: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“. Wenn auch diese Idee in ihrer (wortlosen) musikalischen Umsetzung einigen Reiz besitzt. Was vermutlich die einzige Variante ist, in der sie überhaupt je Relevanz besaß.
Doch natürlich funktioniert das Album auch ohne den Film im Begleitgepäck. So sind die „Metropolis“ rahmenden Stücke „Long Distances“, und das mit sieben Minuten relativ kurze „September Moods“, bereits vor Jahren entstanden. Gerade der letzte Titel umreißt die Stimmung perfekt. Warme, fließende Keyboardflächen werden von pulsierenden Sequencerrhythmen und kälteren, hellen Synthesizerspitzen ruptiert. Der Sommer endet und ein kühler Herbst bahnt sich seinen Weg.
Auf dunkel warmer Grundlage ist das Unbehagliche eher eine Ahnung am Horizont. Doch unausweichlich. KELLER & SCHÖNWÄLDER halten die Spannung dazu auch rhythmisch aufrecht und vermeiden einmal mehr, in die Niederungen kontemplativer Meditationsbeschallung abzustürzen. Und das ohne Schlagzeugbeteiligung.
FAZIT: KELLER & SCHÖNWÄLDER sind – in welcher Kombination auch immer – mittlerweile eine verlässliche Größe, wenn es um elektronische Musik geht. Die qualitativen Schwankungen sind gering, Ideen haben die beiden Herren genug, eine gefüllte Vorratskammer ebenso. Der zwei der drei Stücke auf „Long Distances“ entstammen. Sie passen aber stimmungsmäßig und musikalisch hervorragend zu „Metropolis“, dem Mittelpunkt des aktuellen Albums. Eine Aufführung des Fritz Lang-Klassikers zu der Musik des Berliner Duos dürfte ein interessantes Experiment sein. „Long Distances“ ist höchst soundtracktauglich, überzeugt aber auch ohne bewegte Bilder als Zugabe.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Long Distances
- Metropolis
- September Moods
- Keys - Detlef Keller, Mario Schönwälder
- Sonstige - Detlef Keller, Mario Schönwälder
- Long Distances (2011) - 12/15 Punkten
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